Interior Design: Form folgt Funktion

Aug. 2023
  • Was für das Möbeldesign entscheidend ist

  • Welche Einschränkungen im Alter aufkommen können 

  • Wie sich die Wahrnehmung von Farben und Materialien verändert

Ein Mann in einem orangen Anzug und mit einem hochgeklappten Visier

Möbeldesign orientiert sich am Menschen

Jürgen Krämer führt eine Firma, die sowohl innenarchitektonische Lösungen für ganzheitliche Wohnkonzepte als auch handgefertigte Möbelstücke anbietet. Er und sein Team planen und realisieren seit fast 20 Jahren Wohnräume, Büros und Shop-Einrichtungen im High-End Bereich. Der Großteil der Möbel wird in der eigenen Möbelmanufaktur gefertigt.  

Darauf legt Jürgen bei all seinen Projekten großen Wert:

  • Design

  • Qualität

  • Funktionelle Ästhetik

Zwar ist die Ästhetik etwas, das sofort auffällt und auf das sich viele Designer schnell konzentrieren, aber gerade bei der Gestaltung von Möbeln, die auch einen praktischen Nutzen haben, gibt es den bewährten Ansatz von "Form folgt Funktion". In diesem unterscheidet sich das Möbeldesign von der Kunst. Das Design sollte sich an den Menschen orientieren, sich mit ihren Interessen auseinandersetzen und diesen dienen.

Darum hat sich Jürgen für das Experiment mit dem Alterssimulationsanzug AgeExplorer® entschieden: „Die Bedürfnisse unserer Kunden stehen immer an erster Stelle“, stellt Jürgen Krämer klar. „Es macht mich neugierig zu erfahren, was es mit diesem Altersanzug auf sich hat.“ Im Experiment wird Jürgen erleben, wie sich das Wohnen im Alter anfühlen kann und welche Funktionen Möbel für diese Lebensphase erfüllen müssen. 

Perfektion ist keine Kleinigkeit, aber Kleinigkeiten machen Perfektion aus.

Die Verwandlung erfolgt in Minuten

Der AgeExplorer®, der normalerweise in der Blum-Bedürfnisforschung zum Einsatz kommt, besteht aus verschiedenen Einzelteilen. Jedes davon simuliert eine körperliche Einschränkung, die typischerweise im Alter auftritt. Gerade im Möbelbau können diese körperlichen Veränderungen Auswirkung auf die Nutzung eines Möbelstücks haben.

  • Eingeschränkte Sicht

    Ein verkleinertes Sehfeld kann bedeuten, dass beispielsweise geöffnete Türen in Oberschränken ein größeres Verletzungsrisiko bergen. Steht man vor dem geöffneten Schrank, ist die Türe aus dem Augenwinkel nicht zu erkennen, dreht man sich dann schnell um, kann es passieren dass man sich den Kopf stößt.

  • Steife Gelenke

    Die Nutzung von Unterschränken mit Türen und dahinter liegenden Fachböden werden zunehmend beschwerlich. Um etwas heraus zu nehmen muss man zuerst eine Türe öffnen und sich dann bücken oder sogar hinknien um Einsicht in den hinteren Bereich des Schrankes zu bekommen. 

  • Verminderter Muskelkraft

    Große, unhandliche oder schwere Gegenstände finden sich in jedem Haushalt. Sind diese in schwer laufenden Schubladen oder hochgelegenen Staufächern untergebracht wird die Verwendung erschwert.

  • Schwerhörigkeit

    Das Zuschlagen von Türen oder ungedämpften Möbelfronten kann zu unangenehmen Situationen führen. Die eigene Wahrnehmen von Geräuschen kann sich, verglichen mit Mitbewohnern oder Nachbarn, oft stark unterscheiden.

Dank des AgeExplorer®-Anzugs verwandelt sich Jürgen Krämer innerhalb von wenigen Minuten in eine Art orangen Astronauten mit Handicap. So macht sich der kreative Geschäftsmann schließlich bereit für die Erkundung seiner Arbeitsräume und seines Schauraums.

Ein Mann in einem orangen Anzug und mit einem Handschuh an der linken Hand tastet unterschiedliche Materialen ab

Völlig anders als erwartet

Unfassbar hoch oben scheinen plötzlich die Kleiderstangen des begehbaren Schranks, der den Schauraum ziert. Durch die Abnäher bei den Ärmeln fällt Jürgen das Strecken merklich schwer. Als er sich auf sein Lieblingssofa setzt, spürt er direkt, dass das Hochkommen aus den weichen Kissen nur mit viel Mühe möglich ist. „Wie weich so etwas sein darf, wie tief ein Sofa sein soll – das ist sehr aufschlussreich“, findet Jürgen.

Besonders wichtig für den Interior-Design-Experten ist das Thema Farben und Materialien. Das Visier des AgeExplorers® imitiert einen Gelbstich, der durch langjährige Sonneneinstrahlung im Auge entstehen kann. „Da lassen sich ja auf der Farbpalette die Farbtöne gar nicht mehr unterscheiden“, stellt Jürgen fast schockiert fest.

Auch das Ertasten verschiedener Oberflächen mit den Handschuhen, die Arthritis und nachlassendes Feingefühl simulieren, ist für Jürgen hochinteressant. „Wir nehmen uns sehr viel Zeit für die Materialauswahl“, erklärt der erfahrene Innenausstatter. „Wie sich das für unsere Kunden anfühlen kann, ist ein wahrer Augenöffner“, stellt er nachdenklich fest.

Ein Mann mit graumelierten Haaren und einem dunkelblauen Shirt

Das ganze Team sollte den Anzug ausprobieren

Nach zwei Stunden schält sich Jürgen aus dem AgeExplorer® und ist sichtlich beeindruckt. „Ich dachte, ich streife mir diesen Anzug über und das war es dann“, erklärt er unserer Kollegin aus der Bedürfnisforschung. „Doch in Wirklichkeit ist es völlig anders! Wer diese Erfahrung einmal gemacht hat, wird einen gänzlich neuen Blickwinkel auf die Möbelnutzung entwickeln", ist sich der Geschäftsführer des 19-köpfigen Teams sicher. „Alle meine Mitarbeiter sollten dieses Erlebnis persönlich machen“, so sein Wunsch. Was bedeutet diese Erfahrung für Jürgen Krämer persönlich? „Ich werde versuchen, ein fitter 70-Jähriger zu sein“, meint er lachend.

Alle Details zum Experiment auf einen Blick:

  • Innenarchitekt Jürgen achtet bei der Planung auf Design, Qualität und funktionelle Ästhetik

  • Der AgeExplorer® simuliert alterstypische Einschränkungen bei Sicht, Beweglichkeit, Hören oder Kraft

  • Zugriff auf hohe Staugüter wird schwerer

  • Möbeltiefe ist für das leichte bzw. schwere Aufstehen relevant

  • Materialien und Farben werden im Alter anders wahrgenommen

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