Alterssimulator für die Küchenplanung

6 Minuten

Weltweit

Forschende bei Blum beschäftigen sich seit vielen Jahren mit den Bedürfnissen von Küchen- und Möbelnutzern auf der ganzen Welt. Die daraus gewonnenen Erkenntnisse fließen direkt in die Entwicklung von neuen Produkten ein. Ein ganz besonderes Verfahren ist die Arbeit mit einem Alterssimulationsanzug, der dem Träger in Rekordzeit typisch altersbedingte Einschränkungen verleiht. Mit Sandra Boehler aus der Bedürfnisforschung bei Blum haben wir darüber gesprochen, wie das genau funktioniert und was man dabei lernt.

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Tisch decken, Geschirrspüler ausräumen, kochen. In der Laborküche der Julius Blum GmbH geht es zu wie in jeder privaten Küche auch. Bis auf die Kameras, die die Testpersonen bei der Verrichtung alltäglicher Abläufe filmen. „In unsere Probeküche laden wir gerne betriebsfremde Gäste oder Mitarbeiter aus anderen Abteilungen ein“, erzählt Sandra Boehler aus der Bedürfnisforschung bei Blum. Diese nutzen dann im ganz normalen Kochablauf die Produkt-Prototypen und geben mit ihren anschließenden Erfahrungsberichten wichtige Hinweise darauf, was verbessert werden kann.

„Die Probanden verbringen oft eine ganze Woche bei uns, um sich an das zu testende Produkt zu gewöhnen.“

Kochen im Anzug

Besonders interessant wird es, wenn der AgeExplorer® zum Einsatz kommt. Mit diesem Alterssimulationsanzug werden Produkte unter erschwerten Bedingungen geprüft, die uns – überwiegend altersbedingt – erwarten: verminderte Beweglichkeit, schwindende Muskelkraft, reduziertes Blickfeld und veränderte Farbwahrnehmung. Letzteres ist nicht zu unterschätzen, weiß Sandra Boehler. „Als ich im Selbstversuch mit dem AgeExplorer® einen Kuchen backen sollte, konnte ich nicht erkennen, ob dieser goldgelb durch oder noch roh war.“

Wohnen weltweit untersuchen

Sandra Boehler testet aber nicht nur Küchenlösungen, sondern mittlerweile die Funktionalität der neuesten Entwicklungen von Blum in jedem Wohnbereich. „Wir interessieren uns für die Bedürfnisse der Möbelnutzer in jedem Raum und in allen unseren Märkten. Dazu reisen wir regelmäßig in die unterschiedlichsten Länder und führen Beobachtungen durch, wie unsere Produktideen vor Ort eingesetzt werden.“ Auch Verarbeiter, Tischler oder Monteure steuern ihre Expertisen bei. So entstehen immer wieder neue Produktfelder.

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Dresscode: AgeExplorer

Doch zurück in den sogenannten Instant-Aging-Anzug. Dieser wird weltweit nicht nur von Produktentwicklern genutzt, sondern auch bei Fort- und Weiterbildungen z. B. im Gesundheits- und Pflegewesen. Denn wer sich mal schlagartig körperlich gealtert und bei den kleinsten Bewegungen eingeschränkt fühlt, entwickelt mehr Verständnis für Menschen, die sich täglich in diesen Situationen befinden.

„Nach einer Stunde im AgeExplorer® ist man richtig erledigt und froh, ihn wieder auszuziehen.“

Bedürfnisse der Zukunft erkennen

Und was bringt die Zukunft in der Bedürfnis- und Nutzerforschung? „Wir beobachten, dass sich die Bedürfnisse in den vergangenen zehn Jahren sehr geändert haben. So legen die Menschen heute viel mehr Wert auf praktische und ergonomische Lösungen. Auch die Trendforschung gewinnt an Bedeutung. Dafür betrachten wir alle Bevölkerungsgruppen, von den Kleinsten bis hin zu den älteren Personen, damit wir verstehen, welche Produkte und Maßnahmen in Zukunft gefragt sein werden. Der demografische Wandel zeigt uns, wo am meisten Unterstützung gebraucht wird – Stichwort Ambient Assisted Living. Höhenverstellbare Elemente, SPACE STEP, aber auch SERVO-DRIVE spielen dabei eine wichtige Rolle.“

INFO

Der Alterssimulationsanzug AgeExplorer® ist eine eingetragene Marke des Meyer-Hentschel-Instituts, das zu den Pionieren im Bereich des Instant Aging zählt. Er wurde 1994 zum ersten Mal vorgestellt und ist seit 2005 bei der Julius Blum GmbH in der praxisnahen Nutzungsbeobachtung im Einsatz.

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